Sommer, Sonne, Sonnenschein – Lesen auf einer Parkbank im Freien, ein Picknick auf einer Wiese am See oder ein entspannter Tag in der Badi. Lass Dich inspirieren von diesen Buchtipps aus der Schweiz!
Buchtipps von Lydia Zimmer
Die Krume Brot
Lukas Bärfuss beschreibt in Die Krume Brot, was es bedeutet, wenn nichts zu vererben ist – ausser Schulden. Es ist eine aufrüttelnde, unsanfte Lektüre.
Die Hauptfigur Adelina macht Fehler, wie jeder Mensch, und ist dadurch sympathisch. Sie lebt als Tochter italienischer Migranten in der Schweiz, und muss sich nach dem Tod des Vaters und der Flucht der Mutter alleine durchschlagen. Eine Abwärtsspirale beginnt, mehrere Schicksalsschläge folgen. Adelina hat nur begrenzte Möglichkeiten ohne Aussicht auf einen Ausweg: Es ist ein eher trauriger, aber warmherziger Roman.
Der Ton ist klar, die Sprache einfach, die Atmosphäre stark, das Tempo intensiv. Bärfuss schreibt auch für das Theater – der Dramaturgie seines Romans tut das gut!
Wahrscheinliche Herkünfte
Ivna Žic ist 1986 in Zagreb geboren und in Zürich aufgewachsen. Für ihren Debütroman Die Nachkommende wurde sie 2019 sowohl für den Österreichischen Buchpreis als auch für den Schweizer Buchpreis nominiert. Als Theaterregisseurin und Dramatikerin inszeniert und schreibt sie u. a. in Zürich, Luzern, Wien und München.
Auf ihr neues zweites Buch Wahrscheinliche Herkünfte habe ich gewartet … «Wie erzähle ich von einer Vergangenheit, die wir selbst nicht erlebt haben?» Die Autorin erzählt in ihrem autofiktionalen Text u. a. die völlig unterschiedlichen Welten ihrer beiden Grossmütter. Zart und präzise geht Ivna Žic den Spuren ihrer Ahnen nach und erkennt dabei auch sich selbst!
Dass uns findet, wer will
Thilo Krauses neuer Gedichtband Dass uns findet, wer will erzählt von seiner Kindheit und Jugend in der DDR und in den 1990er-Jahren. Der vielfach ausgezeichnete Autor erkundet, welche Spuren die Geschichte in Dingen und Menschen hinterlässt.
Krause findet dafür in der reduzierter Form genau die richtigen Worte. Ton, Stil und Rhythmus sind fein, im besten Sinne schön und ergreifend. Mit Sinn für Details beobachtet er unmittelbar sein Umfeld und sich selbst. Besonders stark empfinde ich die zwei gross angelegten Zyklen mit Erinnerungen an seinen Vater bzw. seinen Grossvater.
Dieses Buch liest man nicht in einem Zug – es bereichert über einen langen Zeitraum, immer und immer wieder.
Weit wer‘ ich ziehn
Tiziana Locati ist in der Schweiz in einem italienischsprachigen Haushalt aufgewachsen. Sie war Lehrerin, Tänzerin und Juristin. Sie lebt als freie – leider noch unbekannte – Autorin in Zürich, fühlt sich in der Schweiz verwurzelt und mit Italien eng verbunden.
Drei Menschen, drei Geschichten: Alle drei brechen auf, begeben sich auf einen weiten Weg und kommen schliesslich an. Dort, wo sie vielleicht schon immer hinwollten.
Mit poetischen einfachen Worten und auf wenigen Seiten eröffnet uns die Autorin in Weit werd‘ ich ziehn persönliche Welten. Sie schreibt sinnlich, emphatisch und zugewandt. Dieser schmale Band ist eine Perle: Einfach eintauchen und geniessen!
Blutbuch
Über dieses Buch ist schon so viel gesprochen worden, die Interviews mit Kim de l’horizont und seine Auszeichnungen häufen sich: Es könnte also sein, dass Du es schon gelesen hast – oder es gar nicht mehr willst.
Und hier kommt mein Plädoyer für alle, die Blutbuch noch nicht gelesen haben: Es lohnt sich wirklich! Jede Seite lohnt sich. Sprachlich ist dieses Buch dringlich und anders als alles, was auf dem Markt ist.
Wer sich für Literatur und für poetische Sprache begeistert, sollte zumindest mal reinlesen …
Ich wünsche Dir viel Freude beim Lesen dieser Sommerlektüre und einen schönen Sommer!
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© Lydia Zimmer
© Lektüre am Strand: Dan Dumitriu