Sofa-Reisen nach Nigeria

Als ich 1981 in Weimar geboren wurde, waren Reisen dort nur sehr eingeschränkt möglich. Mit Büchern lassen sich damals wie heute nicht nur Kontinente und Länder, sondern auch ganze Jahrhunderte bereisen. Folgen Sie mir literarisch: nach Nigeria!

Der literarische Einstieg

Ich empfehle Ihnen die Bücher der Autorin Chimamanda Ngozi Adichie. Ihr Buch «Americanah» ist eine Liebesgeschichte, aber mit kulturellem Brückenschlag und inhaltlichem Tiefgang. Die Autorin schildert darin den Lebensweg von Ifemelu, einer jungen Frau, in ihrer Heimat Nigeria und in den USA. In Nigeria war Ifemelus Schwarzsein kein Merkmal, das eine besondere politisch-soziale Bedeutung gehabt hätte, aber in den USA wird sie mit ihrer Hautfarbe konfrontiert.

Das Buch wechselt kunstvoll zwischen zwei Erzählebenen hin und her. Zum Einen begleiten Sie Ifemelu durch ihren Alltag, zum anderen lesen Sie den eingestreuten Blog über Rassismus, den die Protagonistin in den USA zu schreiben beginnt. Das Buch ist ein echter «pageturner», das heisst, Sie werden es nicht mehr aus der Hand legen!

Der Klassiker

Chimamanda Adichie hat zudem das Vorwort zur gerade erschienenen Neuübesetzung eines Klassikers geschrieben: «Alles zerfällt» von Albert «Chinua» Achebe. Das rund 200 Seiten umfassende Werk erschien erstmals 1958 in London in englischer Sprache. Achebe erzählt darin die Geschichte der nigerianischen Igbo in den 1890er-Jahren.

Der Bildungsroman schildert in realistischer Erzählweise Wirtschaft, Kultur, Traditionen, Religion und Geschlechterverhältnisse dieser Ethnie. Dieser erste Roman Achebes gilt heute als Meilenstein der afrikanischen Literatur. 

Doch aller guten Dinge sind drei

Der Autor, Fotograf und Kunsthistoriker Teju Cole wurde in den USA als Sohn nigerianischer Eltern geboren, wuchs jedoch in Lagos, Nigeria, auf. Mit 17 Jahren kehrte er in die USA zurück. 2005 hielt sich Cole erneut in Lagos auf und schrieb daraufhin einen Blog. Dieser erschien 2007 zusammen mit 27 Bildern Coles als Buch unter dem Titel «Every day is for the thief» bei einem kleinen Verlag in Nigeria.

Innerhalb von drei Jahren verkauften sich etwa 5000 Exemplare, was laut Cole viel ist für ein Land mit einer winzigen Mittelklasse. Nachdem Cole mit «Open city» einen Erfolgsroman gelandet hatte, kam «Every day is for the thief» 2014 auch in den USA heraus. Ich empfehle Ihnen eben dieses Buch, «Jeder Tag gehört dem Dieb» auf Deutsch, aufgrund seines autobiografischen Bezugs und der aktuellen Fotografien aus Lagos.

Ein Buch in die Hand zu nehmen, ist für mich die Auszeit aus dem Alltag, ein kreativer Ausgleich zur Arbeit, phantasieanregend und zauberhaft. Machen Sie mit! Wann immer Sie möchten: Ihr nächstes Buch wartet schon auf Sie im Regal. Es wird Sie entführen – und glücklich machen! Das verspreche ich Ihnen.

 

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