Ich war zum Abendessen eingeladen bei einer guten Freundin. Wir sprachen in grosser Runde über unsere Lieblingsbücher. Die Gäste am Tisch notierten sich fleissig und motiviert verschiedene Titel, den Autor, die Autorin. Ich notierte mir zwei ISBN.
Ich wollte genau diese beiden Buchausgaben haben. Mein Tischnachbar reagierte überrascht. Die Mehrzahl der Lesenden am Tisch kannte die ISBN, jedoch wussten viele nicht, was genau sie bedeutet.
Die Abkürzung ISBN steht für International Standard Book Number und dient der eindeutigen Identifizierung von Verlagserzeugnissen. Jedes Buch kann über diese Nummer unmissverständlich identifiziert werden, denn jede ISBN wird nur einmal vergeben – es sei denn es handelt sich um den Nachdruck einer in Format und Inhalt unveränderten Neuauflage. So finde ich genau diese Ausgabe im Schmuckschuber, die ich beim Abendessen in den Händen hielt.
In der deutschsprachigen Schweiz erhält man die ISBN beim Schweizerischen Buchhändler- und Verlegerverband in Zürich. Sie wird auf Büchern sowohl auf dem Umschlag, als auch im Impressum angegeben. Seit 1970 im Gebrauch, war sie zunächst zehnstellig. Bis man sie 2006 um drei Stellen auf 13 erweiterte und somit die Anzahl möglicher Kombinationen auf 1.9 Milliarden fast verdoppelte.
Des Rätsels Lösung: die Zusammensetzung
Die 13-stellige Zahl besteht aus fünf, durch Bindestriche getrennte Zahlengruppen, hinter denen verschiedene Informationen stecken. Nehmen wir das Beispiel ISBN 978-3-442-73978-3.
- Die erste dreistellige Nummer ist das so genannte Präfix. Diese Nummer ist, je nach Buch 978 oder 979. Dieses Präfix fehlte bei der 10-stelligen ISBN.
- Die zweite Zahlenkombination, in unserem Beispiel die 3, ist die so genannte Ländernummer. Sie kann 1- bis 5-stellig sein und gibt Auskunft darüber, in welchem Sprachraum oder in welchem Land das Buch verlegt wurde. Die 3 in unserem Beispiel steht für die Gruppe deutschsprachiger Länder Deutschland, Österreich und teilweise die Schweiz. Ein französischsprachiges Buch aus der Schweiz hätte hier die Zahl 2 stehen.
- Der Ländernummer folgt die Verlagsnummer, in unserem Fall 3-stellig. Sie kann 2- bis 7-stellig sein. Sie richtet sich nach dem Umfang des Verlagsprogramms. Sie ist umso kürzer je mehr Titel der Verlag verlegt.
- Die vierte Ziffernreihe der 13-stelligen ISBN nennt man Band- oder Titelnummer. Sie wird vom Verlag selber vergeben und kann ebenfalls 2- bis 7-stellig sein. Das Nummernkontingent erwirbt der Verlag von der nationalen ISBN-Agentur. Diese Nummern sind beispielsweise verschieden, wenn es sich um ein Taschenbuch und eine Hardcover-Ausgabe handelt, auch wenn sich diese im Inhalt nicht unterscheiden. Werden Bücher als Gesamtausgabe oder aber als Einzelausgaben verkauft, weisen sie ebenfalls unterschiedliche Bandnummern auf, wie auch Neuauflagen bereits bestehender Bücher mit verändertem Inhalt oder Format.
- Die letzte Ziffer einer ISBN ist immer 1-stellig. Es handelt sich hier um die durch eine festgelegte arithmetische Formel ermittelte Prüfziffer (alle Zahlen der ISBN in Quersumme). Sie hat eine Kontrollfunktion in Bezug auf die Richtigkeit der Zahlenfolge.
ISBN-10 und ISBN-13 unterscheiden sich durch das fehlende Präfix bei ersterer und durch die Prüfziffer am Ende der ISBN, die anhand der anderen vorhergehenden Ziffern berechnet wird.
Übrigens: Nicht alle Bücher haben eine ISBN. Es gibt auch Verlage und Autoren, die ihre Bücher ohne ISBN auf den Markt bringen. Da die Registrierung mit Kosten und Aufwand verbunden ist, verzichten manche Kleinverlage und selbstverlegende Autoren auf die ISBN, wenn sie sich dadurch nicht unbedingt höhere Verkaufszahlen ihres Titels erwarten.
Ich empfehle jedoch jeder Autorin und jedem Autor den offiziellen Weg auf den Buchmarkt mit ISBN. Auch wenn dieser aufwendiger und manchmal steinig scheint. Ohne ISBN kann das Buch im Buchhandel nicht bestellt werden.
Ausserdem wissenswert: Weitere Begriffe im Zusammenhang mit der ISBN sind die ISSN (International Standard Serial Number), die für Zeitschriften vergeben wird. Oder die EAN (European Article Number), eine Produktbezeichnung für Handelsartikel, die der ISBN-13 entspricht, nur dass sie keine Bindestriche aufweist – es ist der Strichcode aus dem Supermarkt. Diese EAN erkennen Sie z.B. bei Bananen oder auf der Nudelpackung.
Einen grossen Dank an Doro und ihre Gäste für die Inspiration zu diesem Beitrag!
Sprechen auch Sie über Ihre Lieblingsbücher bei Tisch und mit Freunden. Und notieren Sie sich im Fall der Fälle die ISBN!
Ich freue mich nun über die Ausgabe im Schmuckschuber – und erinnere mich gern an den kurzweiligen Abend!
Sehr aufschlussreich, liebe Lydia, könnte fast von mir sein, so klug kommts daher 🙂
Insider-Tip für alle Newcomer: Sagt NIE „ISBN-Nummer“, denn dadurch gebt Ihr Euch als blutige Laien zu erkennen. Das N in ISBN bedeutet ja schon „Nummer“. Profis sagen immer bloss „die ISBN“.
Lieber David, ja, unser Austausch und die gemeinsame Zeit im Verlag hinterlassen Spuren! Merci für den Insider-Tip.
Recht hast Du!
Grüsse herzlich Lydia
Liebe Lydia
Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung mit dem Suchen von Büchern möchte zum Beitrag folgende Anmerkungen machen:
– Es ist eine Krux mit fremdsprachigen Büchern, die NICHT im entsprechenden Sprachraum publiziert werden. Bsp: Hatje Cantz als deutschspracher Verlag gibt auch englische und französische Uebersetzungen eine Titels heraus. Diese Uebersetzungen haben aber den Ländercode 3!!! Und somit für englisch und französisch Sprachige kaum zu finden. Oder das umgekehrte bei deutschen Uebersetzungen, publiziert von einem englischen oder amerikanischen Verlag.
– ISSN. Unter die ISSN allen auch Bücher, die in einer Serie publiziert werden und meistens eine eigene ISBN haben. Da die ISSN nicht so konsequent verwendet wird, sind Folgebände oft schwierig zu bibliografieren.
Lieber Johannes
du beschreibst den Kummer vieler Kunstbuch- Buchhändler! Danke für den Einblick. Wenn man ein Buch wirklich will, muss man manchmal lang suchen… Aber umso glücklicher bin ich, wenn ich es in den Händen halte. Das geht wohl vielen so!
Grüsse herzlich Lydia